Faustball EM

Faustball-Europameisterschaften der weiblichen und männlichen U18
Bericht und Bilder: H. Schwichtenberg
Deutschland gewinnt beide Endspiele gegen starke Österreicher – Lolaner Kjell Butzke und Hannes Himmelhan mit überzeugenden Leistungen im siegreichen Team
Hohenlockstedt Grenzenloser Jubel auf deutscher Seite und große Enttäuschung bei den Österreichern. So lässt sich die Gemütslage beider Nationen umschreiben, nachdem sich die deutschen Teams in zwei sehenswerten Endspielen gegen ihre Gäste aus dem Alpenland durchgesetzt hatten. Die weibliche U18 gewann auf dem Sportplatz Finnische Allee in Hohenlockstedt mit 3:0 leichter als man es nach ihrem 3:1 Sieg im Vorrundenmatch gegen die Gäste aus dem Nachbarland hoffen konnte, und die männliche U18 musste Matchbälle der Österreicher gegen sich abwehren, ehe ihr 3:2 Sieg perfekt war.
Insbesondere das Endspiel der Jungmänner, in der mit Kjell Butzke und Hannes Himmelhan auch zwei Mitglieder des TSV Lola standen, war packend bis dramatisch. Die Österreicher hatten sich nach ihrer 0:3 Niederlage im Vorrundenspiel gegen Deutschland einiges vorgenommen und zeigten sich von Beginn an gut erholt. Was sie im Halbfinale gegen die Schweiz (3:0) angedeutet hatten, setzten sie gegen Deutschland fort. Sie entwickelten ungeheuren Druck auf ihren Gegner, der insbesondere von dem starken Angreifer Niclas Mühlbacher verursacht wurde. Er faustete viele gut gestellte Bälle ins gegnerische Feld – unerreichbar für die zunächst überraschten Deutschen. Später stellte Kjell Butzke nach dem deutlichen 4:11 heraus: „Wir sind im ersten Satz gar nicht ins Spiel gekommen.“
Besser lief es für ihn und seine Mannschaftskameraden in Durchgang zwei. Die Gästemannschaft bestimmte zwar bis weit in den zweiten Satz hinein das Geschehen und führte schon 9:5 ehe die Deutschen Ball um Ball aufholten und den Durchgang noch mit 11:9 für sich entschieden. Anteil daran hatte neben Kjell Butzke, der mit starken Angriffsleistungen vier Punkte beisteuerte, auch Hannes Himmelhan, der Marc Löwe vor dem 7:9 so geschickt anspielte, dass der deutsche Angreifer seinerseits ebenfalls punkten konnte. Der dritte Satz wurde für alle zu einem Wechselbad der Gefühle, denn die Mannschaften lösten sich in den Führungen ständig ab oder glichen aus. Nach langem Ballwechsel beim Stand von 13:13 unterliefen den Österreichern dann zwei leichte Fehler, die zum 15:13 aus deutscher Sicht führten. Schon zu dem Zeitpunkt hatte Stadionsprecher Sönke Spille mehrfach hervorgehoben, dass die Partie ein „großartiges Finale“ sei. Eine Einschätzung die Jürgen Albrecht teilte: „Ich finde kein Spiel, dass bei einer U18-Europameisterschaft auf so hohem Niveau gespielt worden ist wie dieses“, sagte der offizieller Vertreter der European Fistball Association (EFA) im Rahmen der Siegerehrung.
Doch die Entscheidung sollte auch nach dem zwischenzeitlichen 2:1 noch auf sich warten lassen, denn Österreich holte sich den vierten Satz mit einem 11:8 und glich so zum 2:2 nach Punkten aus.
Dann lange Gesichter bei den Deutschen, die, ebenso wie die Österreicher, von ihren Fans lauthals angefeuert wurden. Plötzlich gerieten sie mit 1:5 ins Hintertreffen. Als dann der Satzausgleich zum 5:5 fiel, kannte der Jubel im deutschen Lager kaum Grenzen. Danach ging es ständig hin und her, und beim Stand von 9:10 hatten die Österreicher sogar einen Matchball, den sie aber ebenso nicht nutzen konnten, wie bei ihrem zwischenzeitlichen 12:11. Danach trieb Marc Löwe die sehr starken Gäste mit seinen gut platzierten Schlägen schier zur Verzweiflung. Er machte die nächsten beiden Punkten und setzte auch das 15:13 nach klugem Anspiel durch Kjell Butzke. Im deutschen Lager brachen die Dämme: „Deutschland, Deutschland“, schallte es aus dem Publikum, nachdem „Österreich, Österreich“ verklungen war – in einem Spiel, dass eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hätte.
Hernach sprach Kjell Butzke von einem „unfassbaren Finale“ – aber mit einem Ende, „wie wir es uns vorgestellt hatten“. Mit dem Sieg im EM-Endspiel sei „ein Traum“ für ihn wahr geworden. Glücklich war auch Zuspieler Hannes Himmelhan: „Dass war ein perfektes Wochenende. Ich bin schon im ersten Spiel gegen die Schweiz gut reingekommen, und das hat mir Sicherheit gegeben.“ Dass der Sieg realisiert werden konnte, habe mit der perfekten Vorbereitung zu tun gehabt und damit, „dass wir uns als Team perfekt ergänzen“.
Die vorbildliche Ergänzung stellte auch Bundestrainer Kolja Meyer heraus. Er betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sowohl die Abwehrspieler als auch die wechselnden Angreifer einen „super Job gemacht“ und nach ihrer Einwechselung gut gespielt hätten. Ein großes Kompliment machte der Bundestrainer auch den Österreichern, die er „stark gesehen“ habe. Insbesondere Niclas Mühlbacher habe gegenüber dem Vorrundenspiel „noch eine Schippe draufgelegt und mit viel Druck gespielt“. Inwieweit er bei seinem Spiel variabel sein kann, habe man, anders als im Vorrundenspiel beim Endspiel zu sehen bekommen. sch

sch/Statistik der Faustball-Europameisterschaften U18:
Männliche U18:
Vorrunde:
Deutschland vs. Schweiz 3:0 (11:4, 11:8, 11:7); Österreich vs. Italien 3:0 (11:5, 11:6, 11:3); Deutschland vs. Italien 3:0 (11:9, 11:9, 11:5), Österreich vs. Schweiz 3:1 (11:8, 7:11, 11:8, 11:5); Schweiz vs. Italien 3:0 (11:8, 11:2, 13:11); Deutschland vs. Österreich 3:0 (11:9, 11:4, 12:10).

Halbfinale:
Deutschland vs. Italien 3:0 (11:3, 11:3, 11:6); Österreich vs. Schweiz 3:0 (11:5, 11:8, 11:3).

Spiel um Platz drei: Italien vs. Schweiz 0:3 (7:11, 3:11, 6:11).

Finale:
Deutschland vs. Österreich 3:2 (4:11, 11:9, 15:13, 8:11, 14:12).

Weibliche U18:
Vorrunde:
Deutschland vs. Schweiz 3:0 (11:7, 11:3, 11:7); Schweiz vs. Österreich 0:3 (9:11, 11:13, 3:11); Deutschland vs. Österreich 3:1 (6:11, 11:6, 13:11, 11:8).

Halbfinale:
Österreich vs. Schweiz 3:1 (11:3, 7:11, 11:5, 11:7).

Finale:
Deutschland vs. Österreich 3:0 (11:6, 11:5, 11:8).

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